Carlos Sarduy: Charly en La Habana

Kaum 20 war Carlos Sarduy, als er diese, seine erste, Platte ablieferte, aber das merkt man weder seinem Spiel noch seinen Stücken an. Eine größere Öffentlichkeit hatte er bis dahin nur im Ensemble Teresa García Caturlas und der sich daraus ergebenden Übernahme in Juan de Marcos' Afro-Cuban All Stars erreicht - und Teresita ist hier als Sängerin in "Chan Chan" und im Titel von "Rumbatere" präsent. Es bleibt hier bei bloßen Anspielungen ans Buena-Vista-Universum; Sarduy spielt durchgehend eher wie Freddy Hubbard in seiner Sturm-und-Drang-Phase.

Auch die Band beziehungsweise der Pool der beteligten Musiker scheinen sich trotz ihrer Jugend gut zu kennen. Sarduy greift neben dem Schlagzeuger Rodney Barreto auf Congas, Timbales, Bongos, Batás und Cajón zurück, zwei Bassgitarristen und ein Baby-Bass stehen zur Verfügung, der reguläre Pianist Harold López-Nussa wird nicht nur durch Chucho Valdés, sondern auch durch Abel Calderón und Roberto Carcassés für je ein Solo ersetzt, zum Altsaxophon (Regis Molina) gesellt sich noch eine Klarinette, und schließlich gibt es noch vereinzelte vokale Äußerung, unter anderem von Francis del Rio im halb gesprochenen "Enfa". Experimentierfreudiger, kompromissloser Jazz auf höchstem Niveau.